Chiapas gehört zu einem der instabilsten Staaten in Mexiko. Durch diese negative Medienpräsenz sind viele verunsichert darüber, ob dieser wunderschöne Staat sicher ist, um bereist zu werden. Auch wir waren es zuerst nicht sicher, da es leider immer wieder zu Streiks und Blokaden der mehrheitlich indigenen Bevölkerung kommt. Diese sind meist gerichtet gegen die Regierung aber auch gegen die Ausbeutung durch internationale Konzerne. Doch wir bereuen es kein Bisschen, diesen wunderschönen Staat bereist zu haben.
Das Land hat so viel zu bieten, von der Küste über die wunderschöne Stadt San Cristóbal de las Casas, die Lagunas de Montebello, traumhaftschöne Wasserfälle und unberührte Natur – nicht zu vergessen die Herzlichkeit der Menschen hier.
Vorbereitung
Es empfiehlt sich, die Strecke genau zu planen und die Nachrichten zu verfolgen, damit man nicht plötzlich Stunden oder gar Tage vor einer Strassensperrung ausharren muss. Wir benutzen dazu Twitter Accounts von Alerta Chiapas und Bloqueos Oaxaca, die sind eigentlich immer sehr aktuell. Auch im Facebook gibt es diverse Gruppen, die immer aktuelle Nachrichten online stellen wie zum Beispiel Denuncias y Bloqueos Carreteros Chiapas, bloqueos carreteros Chiapas oder RV Mexico. Wenn ihr euch nicht sicher seid, fragt einen Polizisten nach eventuellen Sicherheitsbedenken.
Chiapas – ein Juwel für jeden Naturliebhaber
Chiapas ist ein offiziell freier und souveräner Staat im Südosten Mexikos. Er grenzt direkt an Guatemala und ist über 75000 m2 gross. Es leben etwa 5 Mio. Menschen hier, wovon über 1 Mio indigen Wurzeln haben. Meist stammen diese von den Mayavölkern der Tzeltal oder Tzotzil ab – ein Grossteil von ihnen spricht kein spanisch. In Chiapas finden sich noch immer diverse exotische Säugetiere, leider immer seltener geworden, da diese von der Bevölkerung gejagt werden. Dazu gehören Jaguare, Affen, Brüllaffen, Tapire, Ameisenbäre aber auch Pumas und Ozelote. Es wird vorallem Handel getrieben mit Teak, Mahagoni, Kautschuk und Kakao.
Unsere Route
Wir fahren am Rio Ostuto über die 190D (Mautstrasse) via Tuxtla mit folgenden Stopps bis zur guatemalischen Grenze bei El Ceibo im Osten:
- Cañon del Sumidero
- San Cristobal de las Casas
- Cascadas de Chiflón
- Lagos de Montebello
- Las Nubes
- Los Guacamayas
- Cascadas del Golodrinos
- Tenosique de Pino Suárez
Den nördlichen Teil von Chiapas haben wir in diesem Blogpost bereits beschrieben.
Cañon del Sumidero
Unser erster Stopp führt uns zum Wahrzeichen Chiapas, welches sogar im Wappen seinen Platz gefunden hat – dem Cañon del Sumidero. Der Canyon ist umgeben von bis zu 1000m hohen Felswänden und liegt im über 20000ha grossen Nationalpark Cañon del Sumidero. Er ist über 35 Millionen alt, entstand somit etwa gleichzeitig mit dem Gran Canyon in Arizona. Im Fluss leben Schildkröten und Krokodile. Der Cañon ist ein Touristenmagnet. Diverse Anbieter für Bootstouren sind hier zu finden.
Wir entscheiden uns für einen grösseren Anbieter am Embarcadero Cahuare. Wenn eine Bootstour gemacht wird, kann hier kostenlos im Camper übernachtet werden. Die Bootstour ist mit 280 MXN – also rund 14€ pP zwar nicht ganz preiswert, dauert aber fast 2 Stunden und führt bis zum Stausee. Wir mussten ca. 2 Stunden warten, bevor wir endlich auf das Boot konnten, obwohl wir bereits um 9 Uhr dort waren – zu viele private Touren für Reisegruppen waren bereits gebucht. Die Boote werden vollgepackt und auch wir finden ein Plätzchen – dann geht es endlich los. Es ist sehr beeindruckend, diese riesig hohen Felswände, grün bewachsen ragen sie hinauf. Die vielen Pelikane, Geier, Komorane und sogar das eine oder andere Krokodil begleiten uns auf der Tour. Ein Highlight der Tour war der von den einheimischen liebevoll genannte Weihnachtsbaum – árbol de navidad – Kalkablagerungen an der Felswand die aus der Ferne wie eine Tanne aussieht. Traurig ist dabei nur, dass diese Touristenattraktion schamlose Ausbeute an der Natur darstellt, das zumindest vermittelt mir der immer mal wieder vorbeischwimmende Müll im Fluss – es scheint hier jedoch keinen zu interessieren oder zu stören 😕 Der krönende Endpunkt der Tour war der Staudamm, oder vielleicht doch das Kioskboot, dass uns schon erwartet und munter Micheladas mixt und Chips sowie Getränke den Besitzer wechselt. Wie bereits oben gesagt, eine klassische Touristenattraktion mit durchgetaktem Programm – ich persönlich würde es vermutlich nicht mehr machen.
San Cristobal de las Casas
Ein Must see ist die als Pueblo Mágico – magisches Dorf – ausgezeichnete Stadt San Cristobal de las Casas. Der Vibe in den Strassen ist voll kunstvollem Handwerk gespickt mit Revolution, gutem Essen und Craft Beer. Nicht zu vergessen die diversen Kolonialbauten! Allen voran mit Sicherheit die Klosterkirche Santa Domingo, welche zwischen 1546-1560 erbaut wurde, aber auch die Kathedrale im Zentrum der Stadt sind atemberaubend schön! Zudem lädt das Klima hier auf 2100m geradezu zum Schlendern durch die Fussgängerzone ein. Die umliegenden Cafés und Bars bieten leckeres Essen und erfrischende Getränke, von Micheladas über Cocktails bis hin zu hauseigenem Bier, es bleiben keine Wünsche offen.
Eines, was im Zusammenhang mit Chiapas immer wieder genannt wird, sind die Zapatisten. Doch wer oder was ist das?
Als Zapatistas bzw. Zapatisten werden überwiegend sozialrevolutionäre indigene politische Gruppierungen im Süden Mexikos, vor allem im Bundesstaat Chiapas, bezeichnet. Der Name Zapatistas geht zurück auf einen der historischen Revolutionäre Mexikos, Emiliano Zapata. Heute kennt man die Bewegung als EZLN – Ejército Zapatista de Liberación Nacional – Zapatistische Armee der nationalen Befreiung. Ursprünglich gegründet als eine linksgerichtete Guerillabewegung, deren politischen Ziele sich von den staatssozialistischen Vorstellungen gesellschaftlicher Veränderung durch ihre Bezugnahme auf Basisdemokratie unterscheiden. Im Gegensatz zu anderen Guerillabewegungen geht es im Diskurs der Zapatisten nicht darum, die Macht im Staat zu übernehmen. Stattdessen betonen sie ihren basisdemokratischen Anspruch und zielen auf den allmählichen Aufbau autonomer Strukturen auf kommunaler, munizipaler und regionaler Ebene. Ihr Ruf nach Autonomie und das Recht des Volkes ist in ganz Chiapas spürbar und wiederspiegelt sich auch in den Kunstwerken, die hier auf den Strassen erworben werden können.
Zapatisten und deren Zusammenhang mit San Cristóbal de las Casas
International wurde die Stadt in den 90ern bekannt durch den Aufstand der Zapatisten, welche die Rechte der indigenen Bevölkerung verteidigen und der Globalisierung sehr kritisch gegenüber stehen.
Cascadas el Chiflón
Ein absolutes Highlight in Chiapas sind die Chiflón Wasserfälle. Diese liegen südlich ca. 130km von San Cristóbal de las Casas entfernt. Achtung: es gibt 2 unterschiedliche Anbieter für den Zugang zum Wasserfall – einer auf jeder Seite des Flusses. Wir haben uns für den Anbieter auf der rechten Seite des Flusses entschieden. Beim Eingang bezahlt man eine Gebühr von 30 MXN pP. Dafür darf man in den Bereich reinfahren. Übernachtet werden kann auf dem grossen Busparkplatz, es gibt sogar etwas Schatten unter den Bäumen und der Fluss bietet eine angenehme Abkühlung.
Den Rundgang der Wasserfälle startet nach ca. 5 Minuten Fussmarsch. Er umfasst insgesamt 5 Wasserfälle:
- Cascada „El Suspiro“ 25 Meter hoch
- Cascada „Ala de Angel“ über 30 Meter hoch
- Cascada „Velo de Novia“ über 120 Meter hoch
- Cascada „Arcoiris“ über 53 Meter hoch
- Cascada „Quinceañera“ 60 Meter hoch
Wer es gerne abenteuerlich mag, kann auch mit der Zipline über das Gebiet fliegen. Es gibt insgesamt 3 Ziplines, 600 Meter, 400 Meter und 300 Meter lang. Für Verpflegung wird ebenfalls gesorgt. Der Eintritt beträgt 50 MXN – exklusive Zipline versteht sich.
Der ganze Rundgang ist 1.268km lang – klingt nach wenig aber bei 75-80% Luftfeuchtigkeit und 25-32°C ganz schön anstrengend. Ihr solltet auf jeden Fall Stufenfreunde sein 😅 und: Startet morgens gleich als erste um 8:30, wenn der Park öffnet. So habt ihr die oberen Wasserfälle praktisch für euch alleine. Im Park gibt es diverse Bade und Grillmöglichkeiten, also ruhig Badeanzug / Badehose und Verpflegung mitbringen – es lohnt sich!
Nationalpark Lagunas de Montebello
Im Süden des Bundesstaates Chiapas befindet sich das ca. 7000 Hektar grosse Gebiet des Nationalparks Lagunas de Montebello. Seit 2009 zählt es zu den ausgewiesenen Biosphärenreservaten der UNESCO. Es umfasst über 50 Seen umgeben von Kiefern.
Der Eintritt in den Nationalpark liegt bei 34 MXN. Die Pförtner sind sehr nett und hilfsbereit und wissen auch, wo es erlaubt und sicher ist, zu übernachten. Natürlich fahren wir erst mal die Strecke zu den grössten Seen, allerdings sind die meisten nicht bis zum Ufer befahrbar. Wir müssten auf dem Parkplatz an der Strasse stehen bleiben, was uns nicht so zusagt. Daher suchen wir auf eigene Faust einen geeigneten Platz. Beim Centro Ecotursimo las peñitas finden wir einen Traumplatz für die Nacht. Die Übernachtung kostet uns 50 MXN und wir stehen direkt an einem See – traumhaft schön. Es gibt sogar noch 3 Cenoten in der Nähe. 2 davon – el camaron und la peñita – haben wir erkundet. Wunderschön!
Der ganze Platz bietet Cabañas zum Übernachten, diverse Picknickplätze inkl. Grillstelle und eine traumhaft schöne Aussicht.
Die folgende Nacht verbringen wir keine 10km weiter am Lago Kikchayil – einem Badesee mit regem Besucherandrang bis ca. 17:00 Uhr, dann wir es ruhig und man hört nur noch die Natur um sich.
Las Nubes
Eine der wichtigsten Bevölkerungsgruppen in Chiapas sind die Lacandonen. In einem früheren Blogpost habe ich bereits von ihnen berichtet. Hinter den Wasserfällen von Las Nubes fängt der Urwald der Lacandonen an.
Auch hier gibt es wieder 2 Wege, die dorthin führen. Wir haben uns für den Platz direkt am Fluss in Zacualtipan entschieden. So müssen wir nicht die „Gebühr“ der Einwohner auf der anderen Seite bezahlen. Angekommen am Fluss müssen wir erst mal den Platz von Müll und streunden Hunden befreien, immer unter den strengen Blicken der mexikanischen Grossfamilie, die spontan ihre Küche aufgebaut hat und den Tag am Wasser geniesst. Auch wir freuen uns bereits auf ein Bad im kühlen Nass. Von hier aus sind es ca. 20 Minuten über einen Schotterweg bis zur Hängebrücke, welchem zum Wanderpfad führt. Dieser gehört eigentlich zum Hotel, ist aber für jederman frei zugänglich. Der Pfad führt durch Regenwald ca. 1km in die Höhe und endet mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Wasserwelt von Las Nubes.
Las Guacamayas
Papageien – riesige wunderschöne Aras, die wollen wir sehen! Das soll in Las Guacamayas möglich sein. Aber Achtung: die Vögel kommen, wenn die Früchte reif sind – die beste Zeit ist daher von November bis April. Dennoch ist der Platz eine Reise wert. Es gibt Brüllaffen und Spinnenaffen, die uns am ersten Tag mit ihrer Anwesenheit beglückt haben. Zudem konnten wir grüne Papageien in der freien Wildbahn sehen. Die Aras sahen wir leider nur in grossen Volieren am Rande des Dorfes. Es gibt ein kleines Geschäft im Dorf, das alles nötige verkauft mit Ausnahme von Alkohol 😆
Wer aktiv was unternehmen möchte, kann von Bootstouren über den Fluss bis hin zum erkunden der Gegend zu Pferd eigentlich fast alles machen. Dazu geht man am Besten direkt zum Centro Ecoturistico de las Guacamayas.
Cascada de Golondrinos
Auf der 307 Richtung Norden finden wirn diesen wunderschönen Platz zum Übernachten. Ca. 10 Kilometer neben der 307 befindet sich dieser schön angelegte Wasserfall. Der Eintritt beträgt 25MXN pP plus 50MXN für die Übernachtung. Zudem ist noch eine Unterstützung für die Gemeinde von 30MXN fällig. Das Wasser ist klar, die Sanitäranlagen sind sauber und die Bäume spenden ein wenig Schatten. Das besondere an diesem Wasserfall soll ein Schwarm Schwalben sein, dass bei Sonnenuntergang zurück in die Höhle unter dem Wasserfall fliegt. Leider haben wir dieses Spektakel nur um wenige Minuten verpasst. Trotzdem ein sehr empfehlenswerter, sicherer Stopp solltest du dich auf der 307 befinden.
Tenosique de Pino Suárez
Unser vorläufig letzter Stopp in Mexiko. Hinter einem Veranstaltungsgebäude der Stadt erlaubt uns der Sicherheitsbeamte, die Nacht zu verbringen. Es gibt sogar eine Wasserzisterne, wo wir uns Abends „duschen“ können – also Eimer raus und einmal ganz tapfer sein, das Wasser ist nämlich schön kalt 😅. Da wir morgen früh gleich los wollen zur Grenze, müssen wir nochmals los, um Dokumente zu kopieren. Einmal an die Hauptstrasse und dann rein ins Tuktuk. Auf einer wilden Fahrt durch kleine Strassen in der Abenddämmerung finden wir schliesslich einen Kopierladen – leider nur schwarz weiss. Egal, Hauptsache genügend Kopien. Auf der Rückfahrt noch schnell ein paar Bierchen mitnehmen und dann den letzten Abend in Mexiko ausklingen lassen.
El Ceibo
Nun geht es noch die letzten Kilometer bis el Ceibo. Die Fahrt dauert gut 1.5 Stunden. Die Grenzstadt ist echt nicht schön… Und wie war der Grenzübergang nach Guatemala? Das erfährst du im nächsten Blog 😉





























































